Die
Wichtel und die Zwerge Teil 3
Zwerge
in den Schweckhäuser Bergen , Sage aus Niedersachsen
In den Schweckhäuser
Bergen hat es einstmals Zwerge gegeben, die dort in
sonderbaren Höhlen hausten.
Die Höhlen sind noch in den Bergen vorhanden, sie sollen voll wundervollen
Edelgesteins, Goldes und Silbers sein. Da sich aber die Zwerge nicht mehr
sehen lassen, sind auch die Höhleneingänge nicht mehr aufzufinden.
Vor langer
Zeit standen auf den Schweckhäuser Bergen bei dem Herrn auf
Schweckhausen ein Hirt und ein Schäfer im Dienst. Der Hirt hatte
eine Tochter,
der Schäfer einen Sohn, die einander sehr zugetan waren. Zu der Hirtentochter
kam öfters ein Zwerg, ungestaltet und häßlich; der wollte
sie zur Frau haben und
brachte ihr daher immer viele schöne Sachen von Gold und Silber mit.
Das Mädchen aber, dem sein Schäfer weit lieber war, wollte von
den Werbungen
des Zwerges nichts wissen, obwohl er ebenso häßlich wie mächtig
war.
Die Mutter des Mädchens wünschte gleichfalls nicht, daß
ihre Tochter einen
Zwerg heirate, und als dieser eines Tages mit noch schöneren Geschenken
wieder erschien, erklärte sie ganz offen: "Ihr braucht nicht mehr
zu
kommen, meine Tochter kriegt Ihr doch nicht zur Frau."
Da antwortete der Zwerg gelassen: "Wenn ich wiederkomme und Ihr wißt
bis
dahin, wie ich heiße, so will ich von da an ausbleiben und Eure
Tochter nicht mehr
belästigen.
Wenn Ihr aber meinen Namen nicht in Erfahrung gebracht habt, so werde
ich
wieder vorsprechen und das Mädchen mit Gewalt entführen."
Damit ging er eilends fort.
Die Hirtenfrau
aber hatte den jungen Schäfer schon oft gebeten, er möge doch
genau achtgeben, woher der Zwerg komme und wohin er gehe.
Der Schäfer hatte auch ihrer Bitte entsprochen, doch immer war der
Zwerg
zuletzt spurlos verschwunden.
An jenem Abend, an dem der Zwerg mit dem abweisenden Bescheid der
Mutter
weggegangen war, hütete der Schäfer gerade in den Bergen seine
Schafe -
die Sonne war schon im Untergehen -, da kam der Zwerg plötzlich wieder
daher.
Der Schäfer
schlich ihm behutsam nach und sah, wie der Zwerg an einen großen
Felsblock trat und dort verschwand. Sogleich ging der Schäfer ganz
nahe an
den Felsen heran und gewahrte eine purpurrote Blume, die herrlich duftete
und wie ein Stern leuchtete;
aber nirgends bemerkte er einen Eingang in den Felsen.
Auf einmal hörte er im Berg ein Klingen wie von Silber und Gold und
dazu
den Gesang des Zwerges:
"Hier sitz
ich,
Gold schnitz ich.
Ich heiße Holzrührlein,
Bonneführlein.
Wenn das die Mutter wüßt',
Ihr Mägdlein sie nimmer vermißt!"
Diesen Spruch
merkte sich der Bursche, lief sogleich nach Hause und erzählte ihn
noch am selben Abend der Mutter seiner Liebsten.
Als nun nach ein paar Tagen der Zwerg wieder erschien und mit recht hämischem
Lachen die Hirtenfrau fragte, ob sie denn nun seinen Namen wisse, da erklärte
die Frau ganz kurz:
"Wie mögt Ihr wohl heißen? Ihr heißt Holzrührlein,
Bonneführlein."
Sobald die
Frau die Namen ausgesprochen hatte, war der Zwerg verschwunden.
Er kam auch nie mehr wieder. Die rote Blume auf dem Steinfelsen hat der
Schäfer
auch nicht mehr gesehen, aber er hat die Hirtentochter geheiratet und
ist bis
an sein Lebensende glücklich mit ihr gewesen.
Der Kobold
An einigen Orten
hat fast jeder Bauer, Weib, Söhne und Töchter einen Kobold,
der allerlei Hausarbeit verrichtet, in der Küche Wasser trägt,
Holz haut,
Bier holt, kocht, im Stall die Pferde striegelt, den Stall mistet und
dergleichen. Wo er ist, nimmt das Vieh zu, und alles gedeiht und gelingt.
Noch heute sagt man sprichwörtlich von einer Magd, der die Arbeit recht
rasch
von der Hand geht: »Sie hat den Kobold.« Wer ihn aber erzürnt,
mag sich vorsehen.
Sie machen,
eh sie in die Häuser einziehen wollen, erst eine Probe.
Bei Nachtzeit nämlich schleppen sie Sägespäne ins Haus,
in die Milchgefäße aber
bringen sie Kot von unterschiedenem Vieh. Wenn nun der Hausvater genau
achtet,
daß die Späne nicht zerstreut, der Kot in den Gefäßen
gelassen und daraus die
Milch genossen wird, so bleibt der Kobold im Haus, so lange nur noch einer
von den Hausbewohnern am Leben ist.
Hat die Köchin
einen Kobold zu ihrem heimlichen Gehilfen angenommen, so muß sie
täglich um eine gewisse Zeit und an einem besondern Ort im Haus ihm
sein
zubereitetes Schüsselchen voll gutes Essen hinsetzen und ihren Weg
wieder gehen.
Tut sie das, so kann ie faulenzen, am Abend früh zu Bette gehen
und wird dennoch
ihre Arbeit frühmorgens beschickt finden. Vergißt sie das einmal,
so muß sie in
Zukunft nicht nur ihre Arbeit selbst wieder tun, sondern sie hat nun auch
eine
unglückliche Hand, indem sie sich im heißen Wasser verbrennt,
Töpfe und Geschirr
zerbricht, das Essen umschüttet, also daß sie von ihrer Herrschaft
notwendig
ausgescholten wird. Darüber hat man den Kobold öfters lachen
und kichern gehört.
Verändert
sich auch das Gesinde, so bleibt er doch, ja die abziehende Magd muß
ihn ihrer Nachfolgerin anempfehlen, damit diese sein auch warte. Will
diese nicht,
so hat sie beständiges Unglück, bis sie wieder abgeht.
Man glaubt,
sie seien rechte Menschen, in Gestalt kleiner Kinder, mit einem bunten
Röcklein. Darzu etliche setzen, daß sie teils Messer im Rücken
hätten, teils noch
anders und gar greulich gestaltet wären, je nachdem sie so und so,
mit diesem oder
jenem Instrument, vorzeiten umgebracht wären, denn sie halten sie
für die Seelen
der vorweilen im Hause Ermordeten.
Zuweilen ist
die Magd lüstern, ihr Knechtchen, Kurd Chimgen oder Heinzchen,
wie sie den Kobold nennen, zu sehen, und wenn sie nicht nachläßt,
nennt der Geist
den Ort, wo sie ihn sehen solle, heißt sie aber zugleich einen Eimer
kalt Wasser
mitbringen. Da begibt sich's dann, daß sie ihn etwa auf dem Boden
auf einem
Kißchen nackt liegen sieht und ein großes Schlachtmesser ihm
im Rücken steckt.
Manche ist so sehr erschrocken, daß sie ohnmächtig niedergefallen,
worauf der
Kobold alsbald aufsprang und sie mit dem kalten Wasser über und über
begoß,
damit sie wieder zu sich selbst kam. Darnach ist ihr die Lust vergangen,
den
Kobold zu sehen.
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