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Die Wichtel und die Zwerge  Teil 2
Das Kellermännlein
Im Jahr 1665 trug sich zu Lützen folgendes zu: In einem Haus lief ein klein
Männlein aus dem Keller hervor und sprengte vor dem Haus Wasser aus einer Kelte

oder goß sie aus. Lief darauf wieder stillschweigende nach dem Keller, aber die Magd,

die zugegen war, fürchtete sich, fiel auf ihre Knie und betete einen Psalm. Da fiel

das Männlein zugleich mit ihr nieder, betete so lange als die Magd. Bald darauf kam

Feuersbrunst im Städtlein aus und wurden mehrere neuerbaute Häuser in Asche

gelegt, selbes Haus aber blieb unverletzt übrig. Auch soll nach solchem Begebnis

das Männchen noch einmal erschienen sein und gesprengt haben, allein es erfolgte

an selbigem Orte nichts darauf.
Blatt
  Zeitelmoos
Auf dem Fichtelberg, zwischen Wunsiedel und Weißenstadt, liegt ein großer Wald,
Zeitelmoos genannt, und daran ein großer Teich;

in dieser Gegend hausen viele Zwerge und Berggeister.

Ein Mann ritt einmal bei später Abendzeit durch den Wald und sah zwei Kinder
beieinandersitzen, ermahnte sie auch, nach Haus zu gehen und nicht länger zu säumen.

Aber diese fingen an, überlaut zu lachen.

Der Mann ritt fort, und eine Strecke weiter traf er dieselben Kinder wieder an,
welche wieder lachten.

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   Das MOOSWEIBCHEN
Ein Bauer aus der Gegend von Saalfeld mit Namen Hans Krepel hatte ums Jahr 1635 Holz auf
der Heide gehauen, und zwar nachmittags;

da trat ein kleines Moosweibchen herzu und sagte zu ihm:

»Vater, wenn Ihr hernach aufhöret und Feierabend macht, haut doch beim Umfällen des letzten

Baums ja drei Kreuze in den Stamm, es wird Euch gut sein.« Nach diesen Worten ging es weg.

Der Bauer, ein grober und roher Kerl, dachte, zu was hilft mir die Quackelei und was kehr ich
mich an ein solch Gespenste, unterließ also das Einhauen der drei Kreuze und ging abends nach

Haus. Den folgenden Tag um die nämliche Zeit kehrte er wieder in den Wald, um weiterzuhauen;

trat ihn wieder das Moosweibchen an und sprach: »Ach ihr Mann, was habt Ihr gestern die drei

Kreuze nicht eingehauen?

Es sollte Euch und mir geholfen haben, denn uns jagt der wilde Jäger nachmittags und nachts

ohn Unterlaß und tötet uns jämmerlich; haben auch anders keinen Frieden vor ihm, wenn wir

uns nicht auf solche behauene Baumstämme setzen können; davon darf er uns nicht bringen,

sondern wir sind sicher.«

Der Bauer sprach: »Hoho, was sollten dabei die Kreuze helfen; dir zu Gefallen mach ich

noch keine dahin.«

Hierauf aber fiel das Moosweibchen den Bauer an und drückte ihn dergestalt, daß er,

obgleich stark von Natur, krank und elend wurde.

Seit der Zeit folgte er der empfangenen Lehre besser, unterließ das Kreuzeinhauen niemals,
und es begegnete ihm nichts Widerliches mehr.

 

   Der Zug der Zwerge über den Berg
Auch auf der Nordseite des Harzes wohnten einst viel tausend Zwerge oder Kröpel in den
Felsklüften und den noch vorhandenen Zwerglöchern.

Bei Seehausen, einem magdeburgischen Städtchen, zeigt man ebenfalls solche Kröpellöcher.

Aber nur selten erschienen sie den Landesbewohnern in sichtbarer Gestalt, gewöhnlich

wandelten sie, durch ihre Nebelkappen geschützt, ungesehen und ganz unbemerkt

unter ihnen umher.

Manche dieser Zwerge waren gutartig und den Landesbewohnern unter gewissen

Umständen sehr behilflich; bei Hochzeiten und Kindtaufen borgten sie mancherlei

Tischgeräte aus den Höhlen der Zwerge.

Nur durfte sie niemand zum Zorn reizen, sonst wurden sie tückisch und bösartig und

taten dem, der sie beleidigte, allen möglichen Schaden an.

In dem Tal zwischen Blankenburg und Quedlinburg bemerkte einmal ein Bäcker,

daß ihm immer einige der gebackenen Brote fehlten, und doch war der Dieb nicht

zu entdecken.

Dieser beständig fortdauernde geheime Diebstahl machte, daß der Mann allmählich

verarmte.

Endlich kam er auf den Verdacht, die Zwerge könnten an seinem Unheil schuld sein.

Er schlug also mit einem Geflechte von schwanken Reisern so lange um sich her,

bis er die Nebelkappen einiger Zwerge traf, die sich nun nicht mehr verbergen konnten.

Es wurde Lärm. Man ertappte bald noch mehrere Zwerge auf Diebereien und nötigte

endlich den ganzen Überrest des Zwergvolks auszuwandern.

Um aber die Landeseinwohner einigermaßen für das Gestohlene zu entschädigen und

zugleich die Zahl der Auswandernden überrechnen zu können, wurde auf dem jetzt

sogenannten Kirchberg bei dem Dorfe Thale, wo sonst Wendhausen lag, ein groß Gefäß

hingestellt, worin jeder Zwerg ein Stück Geld werfen mußte.

Dieses Faß fand sich nach dem Abzuge der Zwerge ganz mit alten Münzen angefüllt.

So groß war ihre Zahl. Das Zwergvolk zog über Warnstedt (unweit Quedlinburg) immer

nach Morgen zu. Seit dieser Zeit sind die Zwerge aus der Gegend verschwunden.

Selten ließ sich seitdem hier und da ein einzelner sehen.
Die Zwerge bei Dardesheim
Dardesheim ist ein Städtchen zwischen Halberstadt und Braunschweig. Dicht an seiner
nordöstlichen Seite fließt ein Quell des schönsten Wassers, welcher der Smansborn

(Leßmannsborn) heißt und aus einem Berge quillt, in dem vormals die Zwerge wohnten.

Wenn die ehemaligen Einwohner der Gegend ein Feierkleid oder zu einer Hochzeit ein

seltenes Geräte brauchten, so gingen sie vor diesen Zwergberg, klopften dreimal an

und sagten mit deutlicher, vernehmlichen Stimme ihr Anliegen, und sangen

    frühmorgens eh die Sonne aufgeht,
    schon alles vor dem Berge steht.

 

Die Zwerge fanden sich hinlänglich belohnt, wenn ihnen etwas von den festlichen Speisen
vor den Berg hingesetzt wurde. Nachher allmählich störten Streitigkeiten das gute

Vernehmen des Zwergvolks und der Landeseinwohner. Anfangs auf kurze Zeit,

aber endlich wanderten die Zwerge aus, weil ihnen die Neckworte und Spöttereien

vieler Bauern unerträglich waren sowie der Undank für erwiesene Gefälligkeiten.

Seit der Zeit sieht und hört man keine Zwerge mehr.

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